von Werner_O » 22.12.2011, 20:39
Hallo,
zunächst herzlich willkommen hier im Forum!
Ideal für Aufnahmen mit Background Defocus sind eigentlich Kameras mit möglichst großem Bildsensor (z.B. Fullsize-KB) und passenden Festbrennweiten-Objektiven mit sehr großen möglichen Blenden (sprich sehr kleinen Blendenwerten) kleiner/gleich f2,0. Für meine uralte analoge SLR Minolta XE-1 gibt es bspw. genau dafür (insbesondere Porträtaufnahmen) ein Spezialobjektiv mit f1,7 bei 85mm Brennweite, womit man bei offener Blende wunderbar den Hintergrund schärfemäßig total "absaufen" lassen kann.
Die Kompakt-Kameras, über welche wir hier im Forum sprechen (also auch Deine S100), haben aber im Gegenteil sehr kleine Sensoren, die aus physikalischen Gründen für Aufnahmen mit Background Defocus im Grunde denkbar ungeeignet sind, da sie bei gleicher Blende und gleicher KB-Äquivalent-Brennweite einen sehr viel größeren Bereich vor und nach der eigentlichen Fokusdistanz noch scharf abbilden - sprich die sogenannte "Tiefenschärfe" (im CHDK-Jargon: DOF - Depth Of Field) ist per se immer enorm viel größer als bei Kameras mit großen Sensoren. Dazu kommen die viel kleineren möglichen Blenden - bei 85mm KB (leichter Telebereich für Porträts) ist meist nur noch ~ Blende f4,0 möglich.
Um mit unseren Kompaktkameras überhaupt einen deutlichen "Background Defocus Effect" erreichen zu können müssen wir also die Tiefenschärfe (DOF) möglichst klein halten:
1) Mit möglichst offener Blende (sprich dem kleinstmöglichen Blendenwert) arbeiten. Das geht nur mit dem AV-Programm (Blenden-Vorwahl) bei jeweils kleinstem möglichen Blendenwert.
2) Die Brennweite erhöhen sprich im Telebereich arbeiten - dann verringert sich auch bei unseren Kameras der Tiefenschärfebereich (DOF) deutlich. Für Porträtaufnahmen muß man dann aber auch mehrere Meter von der aufzunehmenden Person entfernt stehen.
Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel ist der CHDK-DOF-Rechner verbunden mit dem MF (manuellen Fokus). Bei im OSD aktiviertem DOF-Rechner zeigt dieser ja nach einer AF-Messung zuerst die gemessene Distanz zum Objekt (etwa dem Kopf einer Person) als Wert S an und dazu die Werte für die noch scharf abgebildete Nahbereichsgrenze (Wert NL) als auch die noch scharf abgebildete Weitbereichsgrenze (Wert FL) an.
Wenn man jetzt in den MF (manuellen Fokus) wechselt "weiß" man ja bereits die eigentliche Objektdistanz und kann nun die Schärfe solange manuell schrittweise näher einstellen, bis der vom DOF-Rechner angezeigte Wert FL (Weitbereichsgrenze) nahezu der Objektdistanz entspricht und macht erst dann die Aufnahme.
Auf diese Weise kann man den "Background Defocus Effect" noch deutlich verstärken, weil der Bereich der Unschärfe dann bereits kurz nach der Objektdistanz anfängt.
Tja, das ist alles was ich dazu aufnahmetechnisch weiß (mal abgesehen von Software-NachbearbeÃtung, mit welcher heutzutage ja so ziemlich alles geht).
Ich hoffe, daß ich mich auch einigermaßen verständlich ausgedrückt habe. Einiges Ausprobieren wird Dir aber nicht erspart bleiben.
Daß mit unseren Kleinsensor-Kameras eh' keine so spektakulären Ergebnisse bzgl. "Background Defocus Effect" wie bei Fullsize-DSLRs möglich sind hatte ich ja bereits anfangs erwähnt.
Liebe Grüße
Werner_O