Auch wenn die Antwort jetzt etwas spät kommt:
Ja, genau das ist der Grund. Die heutigen Kameras haben im Vergleich zu früheren Modellen immer kleinere Chips, dadurch kann man die Kamera bei vergleichbarem Zoombereich kleiner und billiger bauen. Gleichzeitig haben sie (aus Marketinggründen) immer mehr Megapixel, d.h. es werden immer kleinere Pixel benutzt. Da das Rauschen mit sinkender Pixelgröße immer mehr zunimmt, ist auch schon bei der geringsten einstellbaren ISO-Zahl zunächst sichtbares Rauschen im Bild vorhanden. Das ist das, was du in deinen RAW-Bildern siehst. Bei höheren ISO-Zahlen wird das entsprechend schlimmer.
Damit man das Rauschen (vor allem in Hinblick auf Kamera-Tests) möglichst nicht sieht, unterdrückt die Kamerasoftware das Rauschen weitgehend. Das Problem dabei ist, dass es nicht immer möglich ist, zwischen Rauschen und feinen, kontrastarmen Bilddetails zu unterscheiden. Daher fallen solche Details dann oft auch gleich der Rauschunterdrückung zum Opfer. Damit das Bild dann nicht unscharf aussieht, wird es durch die Kamerasoftware nach dem Entrauschen wieder geschärft. Dadurch kommen die Details zwar nicht wieder, aber das Bild macht trotzdem einen scharfen Eindruck - auf den ersten Blick zumindest.
Der nachfolgende Bildausschnitt zeigt einen stark vergrößerten Ausschnitt aus genau dem selben Foto, links aus dem JPG-Bild, rechts aus dem konvertierten RAW.
Zwar ist das RAW deutlich stärker verrauscht, aber dafür wirkt der Rasen und die Hecke ganz unten, solange man nicht zu stark vergrößert, noch natürlich strukturiert, während er im JPG ziemlich verwaschen aussieht, wie mit einem Aquarellpinsel bearbeitet. Genau so ist es auch bei dem Kiesweg dahinter. Die hellen Punkte im Rasen sind übrigens Gänseblümchen - die hat die Rauschunterdrückung als "echt" erkannt und deshalb nicht plattgebügelt.
Aber ich muss sagen, nachdem ich mich nun etwas mit dem Thema beschäftigt habe, gehe ich mit der Rauschunterdrückung sehr, sehr sparsam um. In normaler Vergrößerung (also auf dem Bildschirm 1:1) sieht man das Rauschen zwar, aber es stört auch ganz ohne Rauschunterdrückung nicht wirklich. Die unterdrückten Details hingegen fallen durch die unnatürliche Bildwirkung sofort auf. Für mich ist sogar eines der Hauptargumente für RAW-Aufnahmen, dass man damit die Kamera-interne "Detailunterdrückung" vermeiden kann.
Gruß
electronikfreak