Hallo zusammen
gehtnix schrieb:
Dreh den Versuch um!
Nehme den MF und tippe auf den Meter ran.
Dann mit Zollstock von der Kamerarückwand -1cm einen Meter dein Motiv ausrichten.
Foto machen
nun auf AF stellen
Foto machen.
Ich habe das in einem neuen Testszenario vorgestern genau so umgesetzt wie von Dir gewünscht.
Alle später genannten und auch ausgemessenen Distanzen beziehen sich dabei auf eine Ebene 1cm vor meiner Kamerarückwand, da dort in etwa vermutlich mein CCD-Sensor liegt. Die Messungenauigkeit per Zollstock liegt bei max. 2 cm.
Zu den Testbedingungen:
Brennweite 9,1mm (51 KB) laut CHDK (dazu später mehr) bei 1m Objektdistanz im AV-Modus bei Blende f3,5 - selbstverständlich via Stativ und 4sec Auslöseverzögerung.
Testaufbau:
1) Das zentrale Meßobjekt bei 1m ist dabei die mittige Katzenfutterpackung.
2) Laut DOFMaster liegt dann die NL bei 0,83m und die FL bei 1,26m , wofür ich jeweils zusätzliche Objekte genau positioniert habe:
Der USB3 Gehäuse-Karton entspricht dabei NL (0,83m Distanz), und der MP3-Player Gehäuse-Karton entspricht FL (1,26m Distanz)).
3) Zusätzlich habe ich zwei weitere Objekte aufgebaut, die etwas außerhalb der zu erwartenden DOF liegen:
Der Schuhkarton vorne hat nur 0,71m Distanz (liegt also vor NL), und der JJC Filter-Adapter-Karton hat 1,66m Distanz (liegt also etwas hinter FL)
Allerdings ist folgendes Problem aufgetreten:
Statt via CHDK angezeigter Brennweite 9,1mm (vor der Aufnahme) wird in den aufgenommenen JPGs nur 8,3mm Brennweite angezeigt.
Für diesen Thread ist das zunächst nicht so relevant, da die Abweichungen recht klein sind - NL nun 0,80m (statt 0,83m) und FL 1,34m (statt 1,26m).
Totzdem muß auch dieses Problem noch geklärt werden, was aber in einem separaten Thread erfolgen sollte.
Was ist von den Bildern zu erwarten:
Bei einer korrekten Fokussierung sollten neben dem Hauptobjekt (der Katzenfutterkarton) zumindest auch der USB3-Karton (bei NL) und der MP3-Karton (bei FL) ebenfalls mit scharf abgebildet werden.
Der Schuhkarton (vor NL) und der JJC-Karton (hinter FL) sollten bereits schon etwas unscharf da sein, da sie bereits außerhalb der DOF liegen.
Jetzt zu den Testergebnissen:
1) Bild 1 im MF-Modus mit manuell voreingestellten 1m Distanz:
Kommentar von mir dazu bezüglich Schärfe:
von vorne bis hinten keine Spur von Schärfe. Selbst die Schriftzüge des JCC-Kartons mit bereits 1,66m Distanz sind nicht lesbar.
Laut DOFMaster müßte der JJC-Karton noch bei ~ 2,5m eingestellter Objektdistanz noch soeben scharf sein (NL dann ~ 1,67m) was er aber defacto nicht ist.
Die Kamera muß also statt bei 1m jenseits von etwa 2,5m fokussiert haben, ansonsten ist das Ergebnis nicht zu erklären.
2) Bild 2 im MF-Modus bei via CHDK vorgegebener Distanz-Vorgabe (über Menü Extra-Foto-Einstellungen):
Kommentar von mir dazu bezüglich Schärfe:
Leider das praktisch identische gleiche unscharfe Ergebnis wie bei Bild 1 -
auf Distanz-Vorgaben über das Menü Extra-Foto-Einstellungen kann ich mich also ebenso nicht verlassen.
3) Bild 3 nach AF-Fokussierung:
Kommentar von mir dazu bezüglich Schärfe:
Jetzt ist das Hauptobjekt scharf, und auch bei den bei NL und FL postierten Testobjekten sind selbst noch die kleinsten Schriftgrößen lesbar.
Beim Schuhkarton vor NL lässt die Schärfe erwartungsgemäß nach, ebenso auch beim JJC-Karton hinter FL, obwohl der Schärfeverlust dort erwartungsgemäß nicht so dramatisch ausfällt, da der größere Teil der DOF immer
hinter dem Hauptobjekt liegt.
Mein Fazit darum:
Der AF meiner SX20 funktioniert in der Praxis nahezu zentimergenau (+/- wenige Zentimer) - da gibt es für mich nichts zu meckern.
Er braucht natürlich wegen des Kontrastmessverfahrens ausreichend Licht und möglichst auch kontraststarke Messlinien für optimale Ergebnisse.
Dann liegen die ermittelten Distanzwerte aber auch nach mehreren AF-Messungen hintereinander nur wenige cm auseinander und der Fokus wird so genau gwählt, daß die DOF der gemachten Bilder ziemlich genau dem entspricht, was vorher theoretisch via DOFMaster zu erwarten war.
Immerhin ist das jetzt schon mindestens mein dritter exakter Testaufbau mit etlichen Testobjekten, wo nach einer AF-Messung die theoretische DOF im Bild eingehalten wird.
Insofern bleibe ich auch bei meiner Behauptung, daß der AF meiner SX20 "an sich" bemerkenswert präzise fokussiert.
Falsch sind dagegen andere Werte:
1) Die MF-Skala meiner SX20 (auch bereits ohne CHDK, das habe ich zusätzlich über eine CHDK-lose Speicherkarte ausprobiert)
2) Die SD-Angaben vom DOF-Rechner
3) Erzwungene Distanzwerte über das CHDK-Menü Extra-Foto-Einstellungen (die fokussieren ebenfalls nicht richtig)
Zudem möchte ich an dieser Stelle nochmals wiederholen, daß diese Probleme eindeutig brennweitenabhängig sind:
je kleiner die Brennweite, desto größer die genannten Probleme.
Bei max. Zoom (bei mir 100mm ~ 560mm KB) stimmt die SD-Angabe vom DOF-Rechner, und auch händisch per Canon-MF oder die CHDK-Menü Extra-Foto-Einstellungen vorgegebene Distanzwerte (bei diesem Versuchsaufbau 1m) führen zu scharfen Bildern.
@gehtnix:
Deinem grundsätzlichen Misstrauen am Kontrastmessverfahren möchte ich mit folgenden Worten entgegnen:
1) Selbstverständlich wird die Fokusdistanz beim Kontrastmessverfahren nur "hergeleitet" indem das Objektiv verschiedene Positionen anfährt, die gemessenen Kontraste im AF-Feld auswertet und daraus die Objektdistanz errechnet.
Dein dazu genannter Vergleich
gehtnix schrieb:
Das ist so, als würde der Automechaniker anhand der Öltemperatur die Geschwindigkeit des Autos bestimmen.
ist aber recht befremdlich und wird diesem Messverfahren m.E sachlich nicht gerecht:
Wenn dieses Messverfahren generell unsinnig wäre und immer zu falschen bzgw. nur sehr ungenauen Ergebnissen führen würde hätte sich diese Messmethode niemals weltweit so durchsetzen können wie es momentan der Fall ist.
2) Auch wenn etwa mit AV die Blende f8,0 voreingestellt ist misst die Kamera mit "Offenblende" und entsprechend kleinerer DOF.
3) Wenn bereits der DOFMaster die DOF je nach Brennweite, Distanz und Blende sehr genau berechnen kann sollte man davon ausgehen, daß die dahinterliegende Mathematik auch Herstellern wie Canon etc. längst bereits hinreichend bekannt ist und diese auch explizit für die Errechnung von Fokusdistanzen eingesetzt wird.
Die Kamera kennt ja während der AF-Messung die momentan mögliche Offenblende, den Zoomfaktor und die jeweils am Objektiv fokussierte Objektdistanz für die aktuelle Kontrastmessung.
Daraus kann dann (zumindest bei einem kontraststarken Bildausschnitt im AF-Messfeld) durchaus rechnerisch die tatsächliche Objektdistanz angenähert werden, und an meiner SX20 funktioniert das ja auch prima mit Differenzen, die nur noch wenige cm betragen und somit normalerweise ausreichend genau sind.
4) Natürlich hat dieses Messverfahren auch Nachteile, die zudem auch hinlänglich praktisch jedem User hier bekannt sein dürften:
Bei schwachen Motivkontrasten im AF-Messfeld kollabiert dieses Messverfahren mangels korrekt auswertbarer Kontrasten und eine richtige AF-Messung wird deshalb nahezu unmöglich. Auch die sich dann oft zuschaltenden AF-Hilfslichter (via Blitz oder separates AF-Hilfslicht) helfen nur manchmal aber längst nicht immer.
5) Auch die bei teureren Kameras oft gebräuchliche AF-Messung via "Phasendifferenz-Verfahren" ist kein Garant für scharfe Bilder. Etliche dieser Kameras bieten ja zusätzlich alternativ auch noch das Kontrastmessverfahren an, was nicht als zufällig bezeichnet werden kann.
6) Selbst meine uralt Analog-DLSR Minolta XE-1 "weiß" bereits um die Probleme von korrekten Distanzmessungen und bietet mit dem zentralem Schnittbildindikator, einem darumliegenden Mikroprismenring und der Mattscheibe gleich drei verschiedene optische Fokus-Messverfahren an, zwischen denen man sich entscheiden kann und wo jede Messmethode Vor- und Nachteile hat.
Sorry gehtnix, aber mit der "Öltemperatur" hast Du auf eine Art und Weise überzogen die m.E. sachlich nicht mehr angemessen ist.
Dazu mußte ich leider ein paar Worte aus meiner Sicht schreiben, um diesbezüglich eine alternative Sichtweise aufzuzeigen, die vermutlich näher an der Realität liegt.
Liebe Grüße
Werner_O