Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

DRI/HDR-Bilder, Zeitraffer, Bilder mit extremer Tiefenschärfe, Stereobilder

Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon c_joerg » 03.09.2015, 17:50

Hallo,

ich wollt hier einmal ein Video vorstellen, das eine der Vorzüge bei CHDK bei der Erstellung von Zeitraffern zeigt. Mit CHDK lassen sich Belichtungszeit und ISO Werte in 1/96 EV Stufen verändern. Damit lassen sich Zeitraffer ohne viel Nachbearbeitung erstellen, ohne dass größere Belichtungssprünge auftreten.
Vielen ist diese Möglichkeit noch gar nicht so bewusst…

Grüße Jörg

www.youtube.com Video von : www.youtube.com
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon msl » 04.09.2015, 21:06

Hallo Jörg,

sehr schöne Demonstration. Vielen Dank dafür.

Die meisten werden sich jetzt aber fragen, wie man eine Schrittweite von 1/96 Ev bewerkstelligen kann. Vielleicht kannst du dazu und zur Erstellung des Videos ein paar Ausführungen machen.

Gruß msl
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon Werner_O » 05.09.2015, 12:03

Hallo Jörg,

dein Video zeigt sehr eindrucksvoll die CHDK-Möglichkeiten zu Belichtungsschritten in 1/96 EV - Vielen Dank für dieses beeindruckende Demo-File =D>

Allerdings muß ich mich msl anschließen und um genauere Infos von Dir bitten, wie Du das hinbekommen hast.
Ohne genauere Infos von Dir zu den verwendeten Belichtungseinstellungen bzw. zum dabei verwendeten Skript haben andere CHDK-User ja keine Chance, ähnlich gute Ergebnisse erzielen zu können.

Liebe Grüße
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon c_joerg » 05.09.2015, 16:59

Hallo,

das Video habe ich als Vorbereitung zu dem von msl vorgeschlagenem eigenem Thema zu ‚rawopint‘ erstellt. Einige Informationen über das Video findet man ja bereits in der YouTube Beschreibung.

Grundlagen:
Mit den Funktionen set_tv96_direct() und set_sv96() lassen Empfindlichkeit (ISO) und Belichtungszeit (Verschlusszeit) setzen. Die Werte die man diesen Funktionen übergibt sind allerdings nicht Verschlusszeiten und ISO Werte, sondern genormte APEX96 Werte (Siehe Tabellen im Anhang von CHDK Handbuch). 96 APEX96 – Werte entsprechen 1 Belichtungsstufe (1EV), 32 APEX96 – Werte entsprechen 1/3EV.

Eine Verschlusszeit von 1s hat eine APEX96 Wert von 0, die nächst höherer Verschlusszeit von 1,3s hat eine APEX96 Wert von -32. Zwischen 1s und 1,3s liegt 1/3EV. Normalerweise kann man zwischen diesen Belichtungszeiten keine weiteren Zwischenwerte an Digitalkameras einstellen. Mit set_tv96_direct() kann man aber alle Werte von 0 bis -32 setzen. Man hat damit auch noch 31 Zwischenwerte und man kann die Werte nicht nur setzen, sie zeigen auch Wirkung. Allerdings sieht man die Zwischenwerte nicht in den EXIF Daten. Dort steht dann nur 1s oder 1,3s.

OK, bei der Verschlusszeit habe ich mich immer schon gefragt, warum es nicht mehr Zwischenstufen gibt. Digital Timer haben ja meist 16Bit und höhere Auflösungen. Aber für einzelne Bilder ist auch wohl keine feinere Einstellung notwendig. Bei den ISO Werte konnte ich mir das nicht so richtig vorstellen. Die Empfindlichkeit der Kamera wird ja vermutlich durch Verstärkerstufen realisiert. Zwischen ISO100 und ISO6400 liegen ja mehr als 512 APEX96 Werte. Aber schaltbare Verstärker von mehr als 512 Stufen sind wohl heute kein Problem mehr.

Aber warum realisiert Canon eigentlich so kleine ISO Unterschiede? Ich vermute dass die unterschiedlichen Kameras damit geeicht werden. Also jeder unterschiedlicher Typ hat ein anderes Offset.

Also auch das setzen von set_sv96(412) und set_sv96(413) zeigt eine, wenn auch nur kleinen Unterschied.

Das ganze lässt sich sehr schön mit dem Script isoinc.lua (ISO increment) nachprüfen.

http://chdk.setepontos.com/index.php?topic=12165.0

Bei diesem Script benötigt man eine Szene mit konstanter Beleuchtung. Das Script fährt dann einen vorher definierten ISO Bereich ab. Mein Video habe ich mit diesem Script erstellt. Ich habe das Script von ISO100 (APEX96=412) bis ISO400 (APEX96=603) laufen lassen. Das ergab dann 192 Bilder. Die Bilder habe ich dann noch einmal in umgekehrter Reihenfolge kopiert. Mit den dann 384 Bildern habe ich das Video mit VirtualDub erstellt. Einmal mit 30fps und dann noch einmal mit 60fps.

Bei dem Video mit den 1/3EV stufen habe ich dann nur jedes 32zigste Bild genommen und 32-mal kopiert.
Wer das Script mal ausprobieren möchte, sollte wirklich darauf achten, dass die Beleuchtung sich nicht ändert. Kleinste Reflexionen im Hintergrund beeinflussen das Ergebnis.

Wozu braucht man das ganz jetzt bei Zeitraffern?

Nehmen wir mal an eine Szene ist mit einer Verschlusszeit von 1s optimal belichtet und die Helligkeit nimmt etwas ab. Jetzt könnte man normalerweiser nur mit einer 1/3EV Änderung von 1,3s nachstellen. Das würde dann aber, zu den unschönen Sprüngen wie im ersten Teil des Videos zu sehen ist, kommen. Mit CHDK hat man aber nun Möglichkeit, das ganze kontinuierlich nachzuregeln.
Natürlich kann man die Sprünge auch in der Nachbearbeitung reduzieren. Das ist aber nur mit erheblichem Aufwand möglich. Bei Aufnahmen direkt in die Sonne bleibt dann allerdings meist immer ein Restartefakt, weil die ausgebrannten Bereiche sich durch die Stufung doch deutlich ändern.

Ich möchte noch in diesem Zusammenhang noch erwähnen, dass die Funktion set_tv96() nicht den gewünschten Effekt erzielt. Sie scheint, im Gegensatz zu set_tv96_direct() intern auf die 1/3EV Stufen zu runden. Darauf sollte man vielleicht in der Dokumentation hinweisen.

Grüße Jörg
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon msl » 06.09.2015, 09:52

Hallo Jörg,

vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Mir war bisher nicht bewusst, dass eine feinere Abstufung als 32 bei den APEX96-Werten für die Belichtungszeit und Empfindlichkeit auch "sichtbare" Erfolge hat. Das hat natürlich insbesondere für Zeitrafferprojekte eine wesentliche Bedeutung. Damit erspart man sich viel Nacharbeit.

Die Dokumentation werden ich entsprechend ergänzen.

Gruß msl
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon c_joerg » 07.09.2015, 07:04

Hallo msl,

Mir war bisher nicht bewusst, dass eine feinere Abstufung als 32 bei den APEX96-Werten für die Belichtungszeit und Empfindlichkeit auch "sichtbare" Erfolge hat.


ich glaube, das geht vielen so. Bei mir hat das auch einige Zeit gebraucht, bis ich das verstanden habe. Ich werde den Beitrag auch noch einmal im internationalen Forum posten.

Gibt es eigentlich einen speziellen Grund weshalb set_tv96() intern rundet? Wenn es den gäbe dann wäre es ja nur konsequent, wenn set_sv96() das auch machen würde.

Grüße Jörg
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon msl » 07.09.2015, 10:21

Hallo Jörg,
c_joerg hat geschrieben:Gibt es eigentlich einen speziellen Grund weshalb set_tv96() intern rundet?
ich habe mir gerade noch einmal den Quellcode zu set_tv96() und set_tv96_direct() angeschaut. Beide Funktionen machen prinzipiell das gleiche. Bei set_tv96() wird aber noch mit der hinterlegten Tabelle (siehe platform/<camera>/shooting.c) für die Standardbelichtungswerte abgeglichen. Wenn du also einen "krummen" Wert vorgibst, wird der nächstmögliche Standardwert benutzt. Bei set_tv96_direct() entfällt dieser "Umweg". Der Wert wird in die entsprechende PropertyCase-Variable geschrieben.

Wir können also bei set_tv96() von einer Market-Funktion sprechen. Das Betriebssystem und die Hardware sind aber in der Lage, den APEX96-Wert maximal aufzulösen.

Was passiert eigentlich bei set_av96_direct()/set_av96()? Die Funktionen sind vergleichbar zu den Tv-Funktionen aufgebaut. Kann man die Irisblendenmechanik dazu überreden, feiner abgestuft zu schließen/öffnen, wenn man set_av96_direct() entsprechend benutzt?

Gruß msl
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Re: Kontinuierliche Belichtungsänderung mit CHDK

Beitragvon c_joerg » 07.09.2015, 15:01

Hallo msl,

Was passiert eigentlich bei set_av96_direct()/set_av96()? Die Funktionen sind vergleichbar zu den Tv-Funktionen aufgebaut. Kann man die Irisblendenmechanik dazu überreden, feiner abgestuft zu schließen/öffnen, wenn man set_av96_direct() entsprechend benutzt?


Die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Grundsätzlich wird das verändern der Blende bei Zeitraffern vermieden, weil sich dadurch ja auch die Tiefenschärfe ändert. Bei Übergängen von Tag auf Nacht und umgekehrt aber sicherlich interessant.

Rawopint arbeitet ja grundsätzlich im Quick (half_press einmal und dann immer nur full_press) oder im Continuous Mode. In diesen beiden Modes kann man laut Aussage reyalp die Blende gar nicht verändern. Der Vorteil dieser Modes ist, dass die Blende zwischen den Aufnahmen nicht verändert wird. Die Blende wird also für die Belichtungsmessung nicht geöffnet, wie im einfachen shoot Mode. Dadurch erhält man schnelle Intervallzeiten und vermeidet Blenden flickern.

Um das mit set_av96() zu testen, müsste man dann ja ein Script schreiben, das nur im normalen shoot Mode arbeitet. Dann würde aber das Blendenflickern bei der Messung hinzukommen. Ich hatte das Blenden flickern ja schon mal nachgemessen um kam da auf Werte von bis zu 7/32EV.

Blendenflickern siehe letzte Grafik hier http://forum.chdk-treff.de/viewtopic.php?f=7&t=3432

Also deutlich mehr als die Veränderung einzelner Schritte. Eine Tendenz müsste aber trotzdem zu sehen sein.


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